Samstag, 27. Februar 2021

Rezension "Kim Jiyoung, geboren 1982"

 Heute gibt es eine Rezension zu dem Roman 

"Kim Jiyoung, geboren 1982" von Cho Nam-Joo.

Das Buch wurde mir im Rahmen einer Leseaktion vom Verlag zur Verfügung gestellt. 

Kim Jiyoung, geboren 1982 - Nam-Joo Cho | Kiepenheuer & Witsch 

Verlag: KiWi / Seitenzahl: 208 / Erscheinungsjahr: 2021 / Übersetzung: Ki-Hyang Lee / ISBN: 978-3-462-05328-9 / Preis: 18 € (Hardcover) / 14,99€ (E-Book)

Inhalt:

In einer kleinen Wohnung am Rande der Metropole Seoul lebt Kim Jiyoung. Die Mitdreißigerin hat erst kürzlich ihren Job aufgegeben, um sich um ihr Baby zu kümmern – wie es von koreanischen Frauen erwartet wird. Doch schon bald zeigt sie seltsame Symptome: Jiyoungs Persönlichkeit scheint sich aufzuspalten, denn die schlüpft in die Rollen ihr bekannter Frauen. Als die Psychose sich verschlimmert, schickt sie ihr unglücklicher Ehemann zu einem Psychiater. Nüchtern erzählt eben dieser Psychiater Jiyoungs Leben nach, ein Leben bestimmt von Frustration und Unterwerfung.

Meine Meinung:  

Das Buch wurde bereits 2016 in Korea veröffentlicht und hat dort große Wellen geschlagen. 

Im Mittelpunkt der Geschichte steht die Protagonistin Kim Jiyoung - ein Name in Korea wie bei uns in Deutschland Erika Mustermann. Es wird zwar ihre individuelle Geschichte erzählt, aber sie steht stellvertretend für so viele andere Frauen in Südkorea. 

Durch die Erzählung des Psychiaters erfahren wir wie Kim Jiyoung aufgewachsen ist, erleben ihre Schulzeit, Zeit auf der Universität, ihren ersten Job und ihr Leben als junge Mutter. Immer wieder gibt es Situationen, wo die Benachteiligung der Frauen extrem deutlich wird. Natürlich ist diese Thematik nicht neu und auch in Deutschland ist das Thema präsent. Man muss aber auch die koreanische Kultur ein wenig kennen, um zu verstehen, warum das Buch in Korea so eingeschlagen ist. In Südkorea sind z.B. die Gehaltsunterschiede zwischen Männern und Frauen extrem groß. Es gibt eine Fixierung auf männliche Nachkommen und die Geschlechterrollen sind streng verteilt. Ein weiteres großes Problem ist dann auch noch die sexuelle Belästigung.

Die Autorin verpackt all diese Themen in die Lebensgeschichte von Kim Jiyoung und weißt so auf die Ungerechtigkeiten hin, ohne mit dem erhobenen Zeigefinger auf die Männer zu zeigen. Es ist ein kulturelles Problem. Durch die nüchterne Erzählweise wirken die Erlebnisse und Erfahrungen der Protagonistin noch stärker auf den Leser. Zwischendurch werden Statistiken eingeworfen und mit Fußnoten belegt. Daher regt das Buch dazu an, sich auch nach der Lektüre mit diesem Thema auseinanderzusetzten. Während des Lesens sind bei mir allerdings keine großen Emotionen aufgekommen. Trotzdem hat das Buch im Nachgang eine enorme Wucht und ich musste oft an die Lektüre zurückdenken. 

Die am Anfang im Buch beschriebenen Auffälligkeiten im Verhalten von Kim Jiyoung verlieren sich leider am Ende und werden nicht mehr weiter aufgegriffen. Hier hätte ich gerne noch mehr zu erfahren. 

Fazit:

Ein sehr wichtiges Buch, nicht nur für die koreanische Gesellschaft. Es hat mich dazu angeregt, mich mehr mit der koreanischen Kultur zu beschäftigen und das ist immer ein sehr gutes Zeichen für einen Roman. Von mir gibt es eine klare Leseempfehlung!


 Hier könnt ihr auf der Verlagsseite weiterstöbern!


 

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